06.07.15

City-Speed-Dating: Fünf Städte in fünf Tagen (1/5)

Ein Speed-Dating mit 5 Städten - Die Idee

Was bleibt von einer Stadt, wenn man sie nur kurz besucht? Welche Eindrücke, was sagt das Gefühl? - und kann ich das fotografisch festhalten? Das war das Thema meiner Fotoreise 2015, als ich auf einer Rundreise durch Deutschland 5 Städte für jeweils einen Tag besucht habe.

Habe ich mich wohl gefühlt und, wenn ja, warum - oder bleiben Fragen und Dinge, die ich in der kurzen Zeit nicht einordnen kann? Als ich vor ein paar Jahren wieder intensiver in die Fotografie eingestiegen bin, habe ich mir vorgenommen, jedes Jahr eine kleine Fotoreise zu machen. 2014 in Paris hatte ich drei Tage lang Zeit, mich auf die Stadt einzulassen. Ich stellte fest, dass ich jeden Tag aufs Neue eine gewisse Zeit brauchte, um mich auf die Stadt einzulassen, mich in sie hinein zu fühlen. Dieses Gefühl habe ich mit Aufwärmübungen beim Sport verglichen. Mein Vorhaben für 2015 sollte dieser Erfahrung komplett entgegenstehen.

2014 in Paris hatte ich drei Tage lang Zeit, mich auf die Stadt einzulassen. Ich stellte fest, dass ich Tag für Tag aufs Neue eine gewisse Zeit brauche, mich auf die Stadt einzulassen, mich in sie hinein zu fühlen. Für mich ein Gefühl wie Aufwärmübungen vor dem Sport. Mein Vorhaben für 2015 sollte dieser Erfahrung komplett entgegenstehen.

Ich habe mich gefragt, wie ich Städte wahrnehme, für die ich nur wenige Stunden Zeit habe und ob sich vom diesem Gefühl vielleicht sogar etwas fotografisch festhalten lässt. Eine knappe Woche mit Zug und Bus hatte ich Zeit und ich habe dafür fünf größere Städte ausgewählt - weil ich dort noch nie oder schon sehr lange nicht mehr war: Dortmund, Münster, Bremen, Hannover und Nürnberg.

So ganz unvorbereitet wollte ich aber nicht losziehen. Eine kurze Internetrecherche sollte mir ansatzweise Infos zu jeder Stadt liefern und zu dem, was dort offensichtlich wichtig ist. Der erste Tag führte mich nach Dortmund.

Speed-Dating mit 5 Städten: Tag 1 - Dortmund

Der Start extrem holprig - bereits der erste Zug fällt komplett aus. Stürme hatten in der Nacht mehrere Strecken blockiert und den Bahnverkehr teilweise lahmgelegt. Überraschend entspanntes und unkompliziertes DB-Personal sorgt aber dafür, dass ich trotzdem rechtzeitig in Dortmund ankomme. Auf den ersten Blick wirkt Dortmund auf mich zweigeteilt - zum einen ganz "normale" und sehr viele junge Leute. Daneben jedoch viele, die es wohl nicht geschafft haben, "dran" zu bleiben. Ich meine, in vielen Gesichtern Armut zu erkennen.

Was sagt das Internet zu Dortmund?: BVB, Fußball, BVB. Für keine andere Stadt auf der Tour gab es derartig eindeutige Suchergebnisse im Web. Fußball, also der BVB, ist überall präsent. Vermutlich gibt es hier auch die meisten Fan-Shops. Auf der Straße immer wieder Jungs und Männer in schwarz-gelben Trikots, Kneipen mit BVB-Logos verziert und als Höhepunkt der Borsigplatz mit BVB-Flaggen und seinen schwarz-gelb gestrichenen Bordsteinen. Am Abend im Biergarten unterhalten sich zwei Männer am Nebentisch über Technik und ein anstehendes Heimwerker-Projekt. Die Termine dafür richten sich aber grundsätzlich nach dem BVB-Spielplan.

Dortmund hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Strukturwandel erfahren. Dabei gingen viele Arbeitsplätze verloren. Angesichts dessen hätte ich hier viel mehr Niedergeschlagenheit vermutet. Das ist aber nach meinem Empfinden absolut nicht der Fall. Die Innenstadt ist sehr belebt und am Abend sind die vielen Kioske und Trinkhallen unglaublich praktisch, wenn man sich zu später Stunde noch mit dem Nötigen versorgen möchte. Was auffällt: es gibt viele Baustellen und damit überall Erneuerung.

Am auffälligsten für mich der Phönix-See im Stadtteil Hörde, der auf dem Gelände des früheren ThyssenKrupp bzw. Hoesch-Stahlwerks angelegt wurde. Strahlende Sonne und eine beeindruckende Stimmung dort, fast mitten in der Stadt. Mein Eindruck ist, dass Dortmund sich an sich selbst und am Fußball hochzieht - Hochachtung. Für mich eine ganz andere Stimmung, als ich sie zum Beispiel bei einem Aufenthalt in Duisburg im gleichen Jahr wahrgenommen habe.